Das KMS – Komitee für Mobilität sehbeeinträchtigter Menschen Österreichs informierte am 03.12. u. a. gemeinsam mit der MA 33 über Funktion und Aktivierung der neuen Querungshilfen auf der Mariahilfer Straße. Für all jene, die noch nicht im Detail darüber Bescheid wissen, folgt ein Überblick.
Erläuterung der Ausgangssituation
Vor dem Umbau der inneren Mariahilfer Straße standen blinden und sehbehinderten Menschen acht Ampeln mit Blindenakustik zur sicheren Querung der Einkaufsstraße zur Verfügung. Nach dem Umbau wären nur noch drei an jenen Kreuzungen verfügbar gewesen, die für den Verkehr geöffnet sind:
Kaiserstraße, Neubaugasse, Kirchengasse.
Um visuell beeinträchtigte VerkehrsteilnehmerInnen nicht zu benachteiligen, wurden auf Betreiben des KMS von der Stadt Wien zusätzliche Querungshilfen für sehbeeinträchtigte Personen in der oberen Begegnungszone errichtet. Die Standorte sind Otto-Bauer-Gasse, Zieglergasse, Schottenfeldgasse.
Zwei weitere werden 2015 in der unteren Begegnungszone eingerichtet. Damit werden wieder acht sichere Querungsmöglichkeiten verfügbar sein.
Funktion der Querungshilfen
Diese Querungshilfen sind inaktiv und können bei Bedarf von sehbeeinträchtigten Personen mittels Chip oder
euro-key aktiviert werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Ampeln verfügen diese
„unvollständigen Lichtsignalanlagen“ über kein Grün-Signal. Bei Aktivierung der Ampeln schaltet sich das gelbe Signal ein, das dem Individualverkehr (PKW, Taxi, Radfahrer) ein ACHTUNG zeigt. Sobald das rote Signal für HALT aufleuchtet, ertönt das akustische Freigabesignal für blinde bzw. sehbehinderte FußgängerInnen. Diese können jetzt gefahrlos mit Hilfe von tastbaren Bodenleitlinien die Straße überqueren.
Bei ersten Tests der Querungshilfen zeigten sich visuell beeinträchtigte FußgängerInnen zufrieden mit dieser Lösung. Auch die VerkehrsexpertInnen des KMS beurteilen die Versuchsanlagen positiv. Allerdings ist die Sicherheit sehbeeinträchtigter Menschen davon abhängig, dass möglichst viele FahrzeuglenkerInnen über die Bedarfsanlagen auf der MaHü informiert sind. Deshalb wurde am 03.12. in Wien heute in ORF 2 um 19.00 Uhr ein Beitrag dazu ausgestrahlt.
Aktivierung nur durch berechtigte Personen
Um Missbrauch zu vermeiden, hat sich die für Verkehrslichtsignalanlagen zuständige MA 33 entschlossen, eigens angefertigte, kostenlose Chips an anspruchsberechtigte blinde und sehbehinderte Menschen auszugeben. Die Chips können beim Lichttelefon unter der kostenfreien Rufnummer 0800 33 80 33 (0-24 Uhr) angefordert werden, allerdings nur von Anspruchsberechtigten, die einen Behindertenpass besitzen!
Die Querungshilfen in der Begegnungszone auf der MaHü stehen noch weiteren Gruppen von mobilitätseingeschränkten Personen, wie z. B. RollstuhlfahrerInnen zur Verfügung. Sie können die Querungshilfen mittels euro-key (dem Schlüssel für barrierefreie öffentliche WC-Anlagen) aktivieren. Da der euro-key ebenfalls nur mit Behindertenpass (mit Zusatzeintragung „Unzumutbarkeit der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel“ oder „Gehbehinderung“) über die ÖAR (Österr. Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation) bezogen werden kann, ist auch hier missbräuchliche Verwendung ausgeschlossen.
Bei Interesse an den Projekten des KMS bzw. an einer Mitarbeit finden Sie die Kontakte zu den Leitern der Ständigen Arbeitsgruppen sowie zur Koordinatorin im Internet unter www.kms.or.at.
Weitere Informationen finden Sie hier:
https://derstandard.at/2000008918524/E-Autos-Begegnungszonen-Neue-Gefahren-fuer-Blinde
https://wien.orf.at/news/stories/2682602/